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„Der Jude mit dem Hakenkreuz”. Geschichte einer Sonnenberger Familie

Lesung und Gespräch mit dem Autor Lorenz S. Beckardt

30. April 2015


Kaisersaal/Bürgerhaus Wiesbaden-Sonnenberg - 19.00 Uhr
König-Adolf-Straße 6, Wiesbaden


Eintritt: frei

Das Buch entfaltet die Geschichte einer ungewöhnlichen deutsch-jüdischen Familie – von aufstrebenden Kaufleuten im 19. Jahrhundert über den Großvater Fritz Beckhardt, glühender Patriot und mutiger Pilot im Ersten Weltkrieg, bis zur Generation, die nach 1945 einen Neuanfang im Land der Täter wagt.

Lorenz S. Beckhardt, in einem katholischen Internat erzogen, erfährt erst als Achtzehnjähriger, dass er Jude ist. Allmählich erhellen sich ihm das Leben seiner Vorfahren, ihr Streben nach Anerkennung als vollwertige Bürger und nach wirtschaftlichem Aufstieg. Sein Großvater Fritz, Wiesbadener Kaufmann, war aus dem Ersten Weltkrieg als der höchst dekorierte Jude auf deutscher Seite zurückgekehrt. Er zog nach Wiesbaden-Sonnenberg, wo die Familie seiner Frau ein gut gehendes Lebensmittelgeschäft betrieb. Nach 1933 wurde er wegen Rassenschande inhaftiert, kam aber mit Hilfe seines ehemaligen Geschwaderkameraden Hermann Göring aus Buchenwald frei und konnte mit seiner Frau emigrieren. Sohn Kurt und Tochter Hilde gelangten mit Kindertransporten nach England. Andere Verwandte wurden deportiert und ermordet. 1950 kehrt die Familie nach Wiesbaden-Sonnenberg zurück .Fritz Beckardt will das Versprechen, das er dem Schwiegervater beim Abschied gegeben hatte einlösen: „Papa, Hitler wird den Krieg verlieren. … wir kommen zurück; auch nach diesen ‚tausend Jahren‘ wird es noch Juden am Rhein geben.“

Bewegend schildert Lorenz Beckhardt die Schicksale seiner Verwandten und die eigene Selbstfindung, die Folgen von Schweigen, Verdrängen, den schweren Neubeginn in der alten Heimat, die alltäglichen Demütigungen durch Nachbarn und den zermürbenden Streit um die Rückerstattung des Eigentums. Mit „Der Jude mit dem Hakenkreuz“ hat der Autor Lorenz Beckhardt das Schweigen gebrochen. Indem er durch die Augen seiner eigenen Familie das Erlebte, ihre Gedanken und Gefühle darstellt, schafft er ein lebendigeres Bild der Geschichte der deutschen Juden, als es eine historische Abhandlung je könnte.

Über den Autor
Der 1961 in Wiesbaden geborene Diplom-Chemiker undJournalist war ab 1993 als Autor und Redakteur für das ARD-Morgenmagazin sowie als Auslandsreporter in Europa und im Nahen Osten tätig. Seit 2005 ist er verantwortlicher Redakteur und Autor der Wissenschaftsmagazine »Quarks und Co« (WDR) sowie »nanu«(3sat). Sein 2007 vom WDR produzierter Dokumentarfilm »Der Jude mit dem Hakenkreuz« über seinen Großvaterstieß bei der Präsentation durch die Caligari filmBühne wie auch anderenorts auf ein außerordentlich starkes Interesse.

Info-Plakat:
Lesung

Veranstalter: Burgfestspiele e.V. in Kooperation mit Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wiesbaden e. V., Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., Martin-Niemöller-Stiftung
Mit Unterstützung des Ortsbeirats Sonnenberg, des Kulturamts Wiesbaden und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung