GCJZ Wiesbaden siteheader

Gesellschaft CJZ Wiesbaden e.V.

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wiesbaden e.V.
Haus an der Marktkirche, Schlossplatz 4
65183 Wiesbaden

Fon 0611 / 734242-21

E-Mail info@gcjz-wiesbaden.de (ACHTUNG: Neu!)
Homepage www.gcjz-wiesbaden.de          

Bankverbindung: Naspa Wiesbaden
IBAN: DE76 5105 0015 0109 0278 71

Wider den Ungeist von Rassismus und Antisemitismus

Vortrag und Diskussion mit dem ungarischen Schriftsteller und Essayisten
György Konrád, Preisträger der Buber-Rosenzweig-Medaille 2014

12. März 2014

Haus an der Marktkirche - 19.30 Uhr
Schlossplatz 4, Wiesbaden


Der ungarische Schriftsteller und Essayist György Konrád, eine der großen Gestalten des Widerstands gegen kommunistische Herrschaft, spricht über seinen Lebensweg durch die Diktaturen, über den Aufbruch von 1989 und die fatalen politischen Entwicklungen im Ungarn der Gegenwart. Über allem stehen für ihn das Freiheitsexperiment des Künstlers und die mutige Überwindung falscher Symbole und Konventionen durch den Einzelnen. „Nicht Loyalität, sondern Klarsicht ist die vornehmste Aufgabe des Schriftstellers. Im Kampf der Werte und Symbole dürfen die Freunde der Freiheit nicht unterliegen.“

Konràds Werben für ein Europa, dessen Seele sich den Werten von Freiheit und Frieden, Vielfalt und Toleranz verdankt, steht im Zentrum seiner Romane und Erzählungen wie auch seiner Essays und öffentlichen Reden. Als europäischer Jude knüpft er nicht zuletzt an das dialogische Erbe Martin Bubers und Franz Rosenzweigs an.

Die Kulturpolitik der Regierung Orbán seit 2010 findet seinen Widerspruch, auch sieht er sich zusammen mit anderen jüdischen Schriftstellern in Ungarn antisemitischen Bedrohungen ausgesetzt, denen diese Regierung nicht entgegentrete. Er schreibt gegen einen, wie er ihn in der F.A.Z. nannte, „undemokratischen Parteienstaat“ in Ungarn an, der längst von einer „parlamentarischen Diktatur“ gelenkt werde.

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille würdigt der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Konráds entschlossenes Engagement für eine freie Gesellschaft und wider den Ungeist von Rassismus und Antisemitismus insbesondere in seinem Heimatland Ungarn.

György Konrád wurde am 2. April 1933 in der Nähe von Debrecen als Sohn einer jüdischen Familie in Ungarn geboren. Im Jahr 1944 entging er nur knapp der Deportation in das Konzentrationslager Auschwitz. Mit seinen Geschwistern floh er zu Verwandten nach Budapest und lebte dort in einer Wohnung unter dem Schutz der Helvetischen Konföderation.
Konrád studierte in Budapest Literaturwissenschaft, Soziologie und Psychologie bis zum Ungarnaufstand 1956. Anschließend arbeitete er für die Vormundschaftsbehörde eines Budapester Stadtbezirks und als Soziologe für Städtebau Nebenbei veröffentlichte er erste Essays.

Seit dem Erfolg seines Erstlingswerkes, des Romans Der Besucher, konzentrierte Konrád sich auf die literarische Arbeit. Als Demokrat und Dissident zählte er neben Václav Havel, Adam Michnik, Milan Kundera oder Pavel Kohout zu den wichtigsten Stimmen vor 1989. Weil er zwischen 1978 und 1988 nicht publizieren durfte, reiste er durch Westeuropa, Amerika und Australien. Das Publikationsverbot wurde erst 1989 aufgehoben.

Konrád war von 1990 bis 1993 Präsident der internationalen Schriftstellervereinigung P.E.N. und von 1997 bis 2003 Präsident der Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg.