Lesung mit Prof. Karl-Josef Kuschel (Universität Tübingen)
19. Februar 2014
Roncalli-Haus - , 19:30 Uhr
Friedrichstraße 32-34, Wiesbaden
Theodor Heuss‘ Wirken als erster Bundespräsident, als Parlamentarier, Publizist und Parteipolitiker ist vielfach gewürdigt worden. Nahezu unbekannt war bisher sein Verhältnis zum Judentum vor 1933 und nach 1945. Der Theologe und Literaturwissenschaftler Prof. Karl-Josef Kuschel, einer der profiliertesten Vertreter des interreligiösen Dialogs in Deutschland, hat in einer vielbeachteten Studie anhand zahlreicher neuer Quellen erstmals das einzigartig dichte Beziehungsnetz von Theodor Heuss zu jüdischen Zeitgenossen und Weggefährten freigelegt.
Fassungslos und ohnmächtig zugleich angesichts der Schoah hat sich Heuss nach 1945 wie kein anderer hoher Bonner Politiker für eine selbstkritische Schoah-Erinnerung in Deutschland eingesetzt, für einen erneuten jüdisch-christlichen Dialog, für “gangbare Wege” des Vertrauens von Deutschen und Juden.
In Wiesbaden ist unvergessen, dass Heuss 1949 die erste Tagung der dortigen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit einer programmatischen Rede unter dem kühnen Titel “Mut zur Liebe” eröffnet hat. In seiner Rede brachte er dabei den Begriff der „Kollektivscham“ in die öffentliche Diskussion ein. Prof. Kuschel wird bei seiner Lesung gerade auch auf dieses “Wiesbadener Ereignis” besonders eingehen.
Prof.Dr.Dr.h.c. Karl-Josef Kuschel, geboren 1948 in Oberhausen/Rhld. Studium der Germanistik und Katholischen Theologie an den Universitäten von Bochum und Tübingen. Seit 1995 Professur für „Theologie der Kultur und des interrreligiösen Dialogs“ an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Tübingen und stellvertretender Direktor des Instituts für ökumenische und interreligiöse Forschung. Von 1995 bis 2009 Vizepräsident der Stiftung Weltethos (Tübingen), seither Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Weltethos und seit 2012 im Kuratorium der Stiftung.
Ehrungen:
1997 Ehrendoktorwürde durch die Theologische Fakultät der Universität Lund (Schweden); 1998 Medienpreis des Zentralinstituts Islam-Archiv Deutschland in Soest für das Buch “Vom Streit zum Wettstreit der Religionen. Lessing und die Herausforderung des Islam”; 2010 Herbert-Haag-Preis der Herbert-Haag-Stiftung (Luzern) “Für die Freiheit in der Kirche”; 2011 Integrationspreis für Verdienste um den interkulturellen und interreligiösen Dialog durch die Stiftung “Apfelbaum” (Köln).