Lesung mit Gottfried Herbe und einer Einführung von Dr. Sarah Panter
04. September 2014
Literaturhaus Villa Clementine - 19.30 Uhr
Friedrichstraße 1, Wiesbaden
1914 – vor 100 Jahren - zerbrach mit dem Beginn des 1. Weltkrieges auch der Vielvölkerstaat der Habsburger Monarchie. In diesem Reich waren Juden in allen Herrschaftsgebieten und Landesteilen präsent und schon seit vielen Jahrhunderten zuhause, auch wenn die habsburgisch-jüdische Beziehungsgeschichte von einer kontinuierlichen Brüchigkeit geprägt war: Abhängigkeit von Siedlungsbewilligungen und Vertreibungen, von Einzelprivilegien und Toleranzedikten. Bürgerlicher Gleichstellung und gesellschaftlicher Akzeptanz standen Ablehnung und rabiater Antisemitismus gegenüber. Juden waren dadurch geradezu prädestiniert, in physischen und intellektuellen Räumen zu agieren, in denen Interaktionen jenseits aller kulturellen, sozialen oder politischen Grenzen stattfanden. Quer durch alle Teile der Habsburger Monarchie waren die Lebenswelten der Juden durch Migration und Familienbeziehungen, durch kulturellen Austausch, durch Bildung und Handel miteinander verbunden. Das kulturelle Leben der Juden des 19. Jahrhunderts bezog sich stark auf Wien als Hauptstadt des Kaiserreiches und war häufig durch die deutsche Sprache geprägt.
Nach einer zusammenfassenden Einleitung der Historikerin Dr. Sarah Panter, Mainz werden einige der hervorragenden jüdischen Dichter deutscher Sprache, die das Habsburgerreich hervorbrachte, in der Lesung mit dem Schauspieler Gottfried Herbe zu Wort kommen. Mit Elias Canetti, Soma Morgenstern, Joseph Roth, Arthur Schnitzler u. a. wird diese vergangene jüdische Welt in einer Auswahl ihrer unvergänglichen literarischen Zeugnisse lebendig werden.
Eintritt frei